"Ja", lächelt er Kaya entgegen, ganz gleich ob die Frage nach ihrem Ehrentag wirklich eine Frage oder einfach reine Feststellung sein mochte. Und sein Lächeln soll sich noch vertiefen, als sie seine feinere Gewandung bemerkt. Üblicherweise legt sie keinen Wert auf solche Dinge. Aber er tut es und sie weiß, dass er es tut und er kann spüren, dass es ihr etwas ausmacht, dass er sich nur für sie herausgeputzt hat, auch wenn sie es mit einer Spöttelei zu kaschieren versucht. Aber er tut ihr den Gefallen und seufzt. Das ist ihr Spiel, ihr beider lässigere Art geworden, sich ihre Eigenheiten zu lassen ohne den eigenen Standpunkt aufzugeben,meistens jedenfalls und wie es vermutlich nur zwei sturen starken Charakteren einfallen kann, die einander doch aller Andersartigkeit zum Trotz sehr gern haben.
Doch sie hat sich kaum eine der verführerisch angerichteten Köstlichkeiten stibitzt, da stockt sie und ein Argwohn schleicht sich auf ihre Züge, der nicht zu ihrem Spiel gehört. Shalhor bewahrt sein liebevolles Lächeln und hütet sich davor, heute mit ihr über Sigourny zu sprechen oder überhaupt irgendetwas, dass Kayas Ehrentag in den Hintergrund zu drängen imstande wäre. Stattdessen legt er seine Hand an ihre Wange. "Nur Du und ich. Ich habe es nicht vergessen", und gibt sie mit einer Geste, es sich doch am Tisch bequem zu machen, wieder frei, schenkt ihr vom heißen Cocoa ein und nimmt sich selbst wie üblich Tee. "Das heißt, eine kleine Abweichung davon wirst Du mir hoffentlich durchgehen lassen", schmunzelt er hinter seiner Teetasse verborgen und erklärt ihr beim Essen auch nur so viel, dass er sie nach dem Frühstück in der Großen Halle erwartet, wenn sie ihm nur einen kleinen Vorsprung gewährt. Sie fragt natürlich recht keck nach, wie lange er für so einen kleinen Vorsprung brauche und als er erwidert, in etwa so lang, wie sie bräuchte, um in ein Kleid zu schlüpfen, kraust sie ihr Näschen, dass er leise auflacht, schließlich verlangt er nicht, dass sie das auch wirklich tut, hat er nie. Einzig sauber und ordentlich will er sie gewandet wissen, dann ist er schon zufrieden. So zwinkert er ihr zu, als er sich vom Frühstückstisch erhebt und mit einem "bis gleich" ihr Zimmer verlässt.
Angeregt durch Xilians Idee muss er doch noch eine ungeplante Vorbereitung treffen und öffnet noch im kleinen Flur das Gewirr, um in den verborgenen Raum dieses Hauses zu gelangen, um dessen Existenz er allein weiß. Auf gleichem Weg kehrt er zurück und huscht in sein Gemach, Crona und den Welpen über den Gesindetrakt hinunter in die Küche zu bringen, in der ihn alle erwartungsvoll entgegen blicken. "Sie kommt jeden Augenblick herunter." Er muss nichts weiter sagen. Sie alle sind bereits bestens informiert und haben nur darauf gewartet. Adele ist als Erste aufgesprungen und teilt schlanke Kerzen aus, die sich ein jeder am Ofenfeuer entzündet, um sich still und leise in der, bereits für die kommenden Jultage festlich geschmückten, Großen Halle zu versammeln. In einer Reihe haben haben sie aufgestellt und blicken erwartungsvoll hinauf zur Galerie, bis Kaya dann tatsächlich kommt.
"Schaut, wer kommt denn da herein?" stimmt Adele ein Namenstagständchen an, in dass die ganze, versammelte Dienerschaft einfällt.
"Holla-hi, holla-ho."
Doch während Adele, Halle und Gesine, Marthe, Jorindel und Fine ganz inbrünstig, feierlich singen, oder es zumindest redlichst versuchen:
"Kann das uns're Kaya sein?",
haben die Mannsbilder, ausgenommen seine Lordschaft, nur Blödsinn im Kopf, machen Faxen bei jedem:
"Holla-hi-ja-ho" und wippen dabei in voller Absicht asynchron auf und ab, dass selbst Shalhor an sich halten muss, um nicht aufzulachen. Dabei sieht er noch nicht einmal ihre albernen Grimassen. Aber er versteht den Sinn, denn nichts ist Kaya zuwiderer, als im Mittelpunkt stocksteifer Zeremonien zu stehen.
"Wie schön, dass wir beisammen sind.
Holla-hi, holla-ho.
Heute bist Du das Jubelkind.
Holla-hi-ja-ho.
Einst geboren winzig klein,
holla-hi, holla-ho,
bist nun ein holdes Fräulein fein,
holla-hi-ja-ho.
Wir wünschen Dir zum Ehrentag,
holla-hi. holla-ho,
dass dich keine Sorge plag,
holla-hi-ja-ho,
wünschen alles Glück der Welt,
holla-hi, holla-ho,
ganz so wie es Dir gefällt,
holla-hi-ja-ho,
Braten, Speck und Spezereien,
holla-hi, holla-ho,
ein paar schöne Ländereien,
holla-hi-ja-ho,
süßen, güld’nen Honigmet,
holla-hi, holla-ho,
ein Haus, das wie ein Felsen steht,
holla-hi-ja-ho,
Silbertaler und auch Gold,
holla-hi, holla-ho,
ein Mannsbild, das Dir ewig hold,
holla-hi-ja-ho.
Was fehlt Dir noch, was soll es sein?
holla-hi, holla-ho,
Ein Hoch auf unser Fräu-hoi-lein,
holla-hi-ja-hooooo!"
Als das Liedstück endet, umringen sie die Jubilarin und heißen sie, so viele, der ihr entgegen gestreckten Kerzen wie nur möglich mit einem Mal auszupusten, damit all ihre guten Wünsche in Erfüllung gehen können, wobei Xilian, dieser ausgemachte Kindskopf, die seine Kerze wegzieht und flachsend meint, das Mannsbild hätte ja wohl noch Zeit. Dann tritt Adele an sie heran, nimmt ihre Hand und legt eine Lederschnur mit einer aufgefädelten Perle hinein. "Mein liebes Kind, ich bin von Herzen froh, dass Dich das Schicksal über unsere Schwelle geführt und diesem Haushalt frischen Wind eingehaucht hat und möchte Dich nicht mehr missen. Und damit Du mich nie vergisst, möchte ich Dir die hier schenken. Nacheinander schenkt ihr jeder eine hübsche Perle, fädelt sie auf ihre Schnur und bedenkt sie mit lieben Worten, selbst die Kindsköpfe unter ihnen und derart vereinnahmt, schummelt Shalhor Crona hinter ihren Rücken und heißt sie, hinter dem gepolsterten Körbchen still sitzen zu bleiben, in dem der kleine Wolfmischling das ganze Primborium um Kaya und ihre Gratulantenschar einfach verschläft. Als Kaya jedoch die letzte Perle bekommen hat und Fine die Perlenschur um Kayas Handgelenk legen will, hat Shalhor die Schar halb umrundet und meldet sich zu Wort:
"Nicht so schnell, Fine. Ich will meinen, dass Armband ist noch nicht ganz vollständig."
Überrascht machen sie seiner Lordschaft Platz, der nun vor sie tritt. "Denn bin nicht auch ich ein Teil Deines Lebens geworden", lächelt er sie liebevoll an, bevor sich seine Augen auf die Perlenschnur legen. Auch er fügt dieser eine Perle hinzu, nur ist sie weder aus Holz noch in irgendeiner Weise verziert. "Diese hier ist das Symbol des Hauses, in welches ich geboren wurde. Schon seit einigen Monden, liegt mir eine Frage auf dem Herzen, die ich mich noch nicht recht traute, Dir zu stellen. Heute will ich es nun endlich wagen", beugt er vor ihr das Knie und legt ihr das Armband um. "Kaya, könntest Du Dir vorstellen, meine Tochter zu werden, nicht nur im Herzen, sondern vor den Augen der Götter, nach dem Recht von Menschen und Elben gleichermaßen? Ich wäre bereit, wenn Du es bist", nimmt er ihre Hände schließlich zwischen seine und küsst sie sanft. "Du musst Dich nicht sofort jetzt und hier entscheiden. Vor allem nicht, da da noch etwas auf Dich wartet, von dem ich nicht genau weiß, ob wirklich ich es bin, der Dir das schenken möchte." Und mit einem Deut seines Hauptes ermuntert er sie, einen Blick hinter sich selbst zu werfen..