Cinaed nickt Atevora freundlich zu, und fast ist ihr so, als könnte sie ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen erkennen. Aber sie könnte es sich auch eingebildet haben. Sie ist sich sogar fast sicher, denn sie ahnt nicht, und kann sich nicht einmal vorstellen, was den Elben an ihrer Begrüßung amüsiert hat. Fest steht allerdings, dass sie Cinaed als eine sehr angenehme Person kennen gelernt hat, mit der sogar sie ihr Auskommen findet. Wobei, genauer findet er dieses eher mit ihr. Der Elb ist ein sehr umsichtiger und geduldiger Mann, der zu seinem Wort steht. Er ist jemand der dem Gegenüber seine Eigenheiten zugesteht und vorurteilsfrei begegnet. Atevora ist in diesem Fall gewiss eine Liga für sich, denn ihr Wesen und auch ihr Aussehen bestehen aus erheblichen Eigenheiten. Anstatt ihr aber ablehnend zu begegnen, nimmt er Atevoras Gebaren oft nur mit einem unterdrückten Schmunzeln hin, ohne sich groß daran zu stören. Es war der Shin damals, auch wenn sie es nur unbewusst so wahrnahm, ein gewisser Hochgenuss die teilweise sehr langen und intensiven Verhandlungen mit ihm zu führen in dem diverse Bedenken aufgeworfen, ausgeräumt oder gemeinsam Möglichkeiten ausgearbeitet wurden diese zu minimieren, oder zu beseitigen. Andere hätten sich auf das Wagnis sicher niemals eingelassen, aber mit ihm gelang es eine beiderseitige faire Übereinkunft zu finden. Cinaed war auch wirklich ein sehr angenehmer Gesprächspartner, und er ist ein verlässlicher Geschäftspartner. Ob er ersteres bei der Magierin ebenfalls behaupten könnte, ist ungewiss, aber unverleugbar hält sich die Magierin genau an getroffene Absprachen und Vereinbarungen.
Während Cinaed der Eismaid sehr offen und möglichst vorurteilsfrei begegnet, kann sie bei seinen Angestellten ihr gegenüber immer wieder einen gewissen Widerstand wahrnehmen. Es gibt natürlich nichts zu beanstanden, sie sind allesamt höflich, tüchtig und gewissenhaft, aber es ist dennoch zu merken, dass hier eine große Kluft vorhanden ist. Es ist auch beileibe nichts verkehrtes daran Atevora mit Vorsicht zu begegnen und sogar ein nötiges Soll. Atevora ahnt dennoch nicht, dass sie mit dem heutigem Tag und mit ihrem Gebaren bei den Angestellten des Hofes nicht unbedingt dazu beigetragen hat, dass deren Sympathien ihr gegenüber in die Höhe geklettert sind.
Während Atevora auf ihre eigene Art den Elben vorstellt, schenkt dieser ihr ein sehr freundliches, fast jugendliches und etwas spitzbübisches Lächeln, welches Atevora beinahe angesteckt hätte. Ja seine Gegenwart ist eindeutig ausgleichend und angenehm. Es schmeichelt in dieser sonst so aufwühlenden Welt fast ihrem Gemüt. Es hat schon seinen Grund weshalb die Magierin nichts dagegen hatte eine längere Zeit den Narg hierher zu begleiten und zwischen ihm und den anderen als sichere Pufferzone zu dienen. Sie hat sich dazu ihre Arbeit einfach mitgenommen und während er mit seinem Morrak beschäftigt war, diese abgearbeitet.
Venditius verhält sich im Moment auch bemerkenswert vorbildlich. Als ihm Freyja das Butterbrot unter die Nase hielt, hat er darauf nur einen sehr eigenwilligen Blick geworfen, und seine Nasenflügel zuckten verräterisch, aber er hat sein aufbrausendes Gemüt inzwischen nicht schlecht unter Kontrolle, vor allem wenn er sich körperlich und geistig ein wenig mit Morrak, oder in den Kampfgruben austoben konnte. Vielleicht ist auch Atevoras unterkühlte Art ein wenig ausgleichend für ihn, aber sie würde niemals beschwören, dass es wirklich so ist. Wie es sich gehört – auch wenn es von manchen als Bedrohung aufgefasst werden könnte, wenn sich so ein riesiger Narg zur vollen Größe Aufrichtet, anstatt sitzen zu bleiben - räumt Venditius den Platz, dass der Hausherr eine ungetrübte Sicht auf die Frau im Zuber hat und sich gegebenenfalls auch neben sie setzen kann, falls er dies wünscht.
Mit minderem Interesse verfolgt Atevora die Unterhaltung zwischen den Elben und Freyja, und linst zwischenzeitlich zum Narg hoch. Ihre Mundwinkel zucken kurz, als sie sieht, dass dieser mit seinen Kopfschuppen beinahe an der Decke kratzt. Von dem her dürfte er sich fast wie 'zu Hause' fühlen. Auch der obere Bereich ihrer Wohnung hat beinahe eine viel zu niedrige Decke für ihn. Was den Narg allerdings nicht davon abhält dennoch jede Nacht die gewundene Treppe hoch zu gehen und sich vor ihrem Schlafgemach niederzulassen, oder sich sogar hinein zu begeben. Ihr Lächeln wird bei dem weiterführendem Gedanken verschluckt bevor es sich auf die Lippen stehlen kann. Ein Gespräch mit dem Narg gestaltet sich sicher schwierig. Überlegt sie. Es ist fast nicht anzunehmen, dass sie sich ernsthaft mit ihm zusammensetzen und die Dinge und Gegebenheiten erörtern kann.
Unterdessen kund gibt sich leider bald zurückziehen zu müssen, beschließt Atevora noch ein wenig zu bleiben, der Frau aus der kalten Wanne und in die neue Kleidung zu helfen, ihr vielleicht sogar anzubieten sie morgen in die Stadt zu begleiten, und dann endlich ihrer übrigen Agenda weiter zu folgen. Die Eismaid hatte heute weitere interessante Informationen von ihren Helferlein erhalten. Sie hatte nicht nur durch ihre üblichen Quellen und ihrem vorhergegangenen Wissen aus ehemaligen eigenen Schmugglertagen einiges für ihre Aufgabe in Erfahrung bringen können, sondern mittlerweile mit Hilfe der ihr zugetragenen Informationen auch bekundete verdächtige Ereignisse auf einer Karte des Umlandes verzeichnet und damit gewisse Ruten und Aktionsradien und somit ein plausibel eingegrenztes Umfeld für Verstecke verzeichnet. Jetzt galt es noch zu eruieren ob abseits ihrer bekannten Strecken entsprechende Möglichkeiten wie Höhlen, alte Höfe oder ähnliches vorhanden sind, welche die Schmuggler auch nutzen konnten. Auch bei ihrem speziellen Beobachtungssubjekt war sie über leichte Verdachtsmomente bereits hinausgewachsen. Ob es möglich wäre? Nein, es war noch zu früh, zu wenig klar. Sie musste noch ein wenig warten, ihrem besonderem Spitzel etwas mehr Zeit einräumen. Sie wird ihm anweisen mit Hilfe seiner speziellen Fähigkeit seine Beobachtungen zu erweitern. Leider standen der Shin hier auf diesem Gebiet nicht ihre üblichen Methoden zur Verfügung. Sie hätte so gerne mehrere Informationswege zur Verfügung und nicht nur eine einzige Quelle, doch auf diesem Terrain fehlen ihr noch entsprechende Möglichkeiten. Ein Umstand der korrigiert gehört. Ob es angebracht wäre den Lord Commander zu informieren? Diese lästige Berichterstattung und die Absprachen machten sie behäbig. Allerdings hätte sie dadurch eventuell einige Männer mehr zur Verfügung und auch mehr Möglichkeiten. Warum nicht das System nutzen? Aber er wird sicher erfahren wollen woher sie ihre Verdachtsmomente und Informationen bezog. Ihren fähigsten Informanten wollte sie nicht enttarnen. Andererseits musste sie einen Vertrauensbeweis vom Commander einfordern. Es gab in der Unterstadt Interessenten und Annäherungsversuche, die vermuten ließen, dass ihr Spiel auf der anderen Seite aufging. Sie konnte sich aber nicht sicher sein, ob es sich nicht vielleicht um die eingeschleusten Männer des Commanders selbst handelte. Außerdem, wenn sie wusste wer das falsche Schurkenpack war, dann..
Aber gut, soweit wenn es dazu kommt.
In Gedanken wäre ihr beinahe die Verabschiedung des Elben entgangen. Es ist Doggra der sie ganz subtil mit dem Ellbogen anstößt, als wüsste er, dass es ihr unangenehm wäre so derart in ihren Grübeleien versunken es zu verabsäumen irgend eine Reaktion auf den Elben - der gerade dabei ist das Zimmer zu verlassen - zu zeigen. Sie hat den richtigen Zeitpunkt zum Glück nicht versäumt, denn der Hausherr entsinnt sich noch eine Bitte bezüglich Freyjas Hund zu deponieren. Innerlich atmet Atevora auf und ist dem Nargen für seinen kleinen Anstoß sehr dankbar. Er kennt sie mittlerweile ja doch zu genüge. Wie es sich gehört möchte sie eine Verabschiedung an den Hofherrn richten, da sie nicht annimmt ihm heute noch einmal zu begegnen. Doch zu ihrer Verwunderung bedenkt er auch sie und Venditius noch mit einem Nachsatz. Hat sie sich gerade verhört? Er hat sie tatsächlich zum Essen eingeladen? Atevora scheint ungeahnte gesellschaftliche Fortschritte verzeichnen zu können, denn bisher wurde sie hier in Talyra noch nie von jemanden einfach eingeladen das Abendmahl in seinem Heim und an seiner Tafel mit ihm zu teilen. Selbstverständlich sind sie eingeladen. Selbstverständlich. Nein, für sie ist das alles andere als selbstverständlich. „Danke für das großzügige Angebot. Es wäre uns eine ausgesprochene Ehre.“ Antwortet sie gleich auch für den Narg, der dieses gesellschaftliche Ereignis vermutlich weniger als Ehre, als vielmehr als Qual ansieht. Andererseits muss er in dem Fall heute nicht essen was ihm Atevora ansonst so vorsetzt. Dann ist der Elb fort.
Die Drei bleiben alleine zurück in der Gesindekammer. Atevora beobachtet wie Freyja genüsslich das Brot vertilgt und das Wasser trinkt. Der Magierin gelingt es auch etwas wie eine Unterhaltung mit ihr zu entfachen. Sie benutzt die üblichen Themen, beginnend bei dem Hund über den sie sich mehr erzählen lässt. Auch woher Freyja denn genau kommt, wie lange sie bereits auf Reisen ist und so fort. Sie schickt Venditius aus dem Raum und hilft der Frau anschließend dabei sich von ihrer Nassen Kleidung, vor allem vom vollgesogenen Leder, zu befreien. Als Freyja nur noch mit ihrer Tunika in der Wanne hockt, hört sie plötzlich die Hofhunde anschlagen. Auch Freyjas Hund - bei dieser Stimmengewalt muss es Freyjas Hund sein, denn das Gebell der Hofhunde kennt Atevora bereits zu genüge – lässt sich von dem Radau anstecken. „Ich werde nach dem Rechten sehen.“ Bemerkt Atevora. Freyja scheint bereits wieder rüstig genug um selbst aus der Wanne zu kommen, sofern sie das schon will, oder dort weiter gemütlich zu verbleiben und sie traut ihr auch zu sich selbstständig die trockenen Sachen überzustreifen. Vor der Tür bedeutet sie Venditius ihr zu folgen.
Der Narg gehorcht aufs Wort und wirkt sogar froh nicht länger dumm vor der Gesindekammer rumstehen und warten zu müssen.
Außerhalb des Gebäudes sieht die Shin einen kleinen Aufruhr. Freyjas Hund bellt und wirkt leicht unentschlossen, ob er fortstreben, oder lieber hier vor Ort vor der Tür wachen und auf seine Herrin warten sollte. Er schließt auch Atevora und Venditus in seinen Blick ein in dem man seine Unschlüssigkeit besonders gut erkennt. „Bleib.“ Spricht Atevora bestimmt und unterstrichen mit einer Geste wie sie diese bei Shafir anwendet, zu dem Riesenvieh, das sich auch - als würde er zuvor noch gedanklich zustimmend nicken - hinsetzt und auf den Boden legt. Zeitgleich ertönt es: >>„Ja, Herrin.“<< neben ihr. Irritiert zuckt ihr Blick zum Narg. „Wie? Doch nicht du. Der Hund!“ >>“Achso.“<<
Einer der Bediensteten des Hofes wurde auch alarmiert und ist bereits hastigen Schrittes auf den Weg zur Quelle des Radaus. Auf einen Befehl hin ziehen sich die Hofhunde etwas zurück und stellen ihr Bellen ein.
Während Atevora mit dem Narg auf den Unbekannten zusteuert, erkennt sie, dass dieser verletzt ist. Sein Bein blutet stark, und er wirkt auch so, als würde er den Blutverlust nicht mehr lange überstehen. Atevora beschleunigt ihre Schritte, ebenso der Narg, mit dem sie allerdings nicht mithalten kann.
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